Diese signifikanten Textstellen beziehen sich auf den Missbrauch von Tess durch Alec d`Urberville.

„Er kniet sich hin und beugte sich tiefer, bis ihr Atem ihm warm ins Gesicht schlug, und augenblicklich berührte seine Wange die ihre. Sie schlief tief und fest, ihre Wimpern waren noch von Tränen benetzt. Ringsum herrschten nur Finsternis und Stille. Über ihnen erhoben sich die urzeitlichen Eiben und Eichen des Chase, in denen zarte Vögel im letzten Schlummer auf den Zweigen hockten; und um sie her hoppelten leise Kaninchen und Hasen. Aber – so möchte vielleicht manch einer sagen – wo war Tess` Schutzengel? Wo war die göttliche Vorsehung ihres schlichten Glaubens? Vielleicht unterhielt er sich gerade, wie dieser andere Gott, von dem der spöttische Tisbiter sprach, „ oder er dichtete oder hatte zu schaffen oder war über Feld oder schlief vielleicht“. Warum es geschehen mußte, daß auf diesem schönen weiblich Gewirk, zart wie Gaze und bis dahin weiß wie Schnee, ein so grobes Muster eingepreßt wurde, wie es zu empfangen verdammt war; warum so oft das Grobe, auf diese Weise von dem Feinen Besitz ergreift – der falsche Mann von der Frau, die falsche Frau von dem Mann -, haben viele tausende Jahre analytischer Philosophie nicht geschafft, unserem Ordnungsbewußtsein klarzumachen. Man mag in der Tat einräumen, daß in der gegenwärtigen Katastrophe die Möglichkeit einer Vergeltung lauerte. […]“ (S.105,Z.15 – S.106,Z.4)

[…] Für achtundvierzig Stunden mit einer Fremden in wilde Ausschweifungen gestürzt. „Oh Angel- ich bin fast froh - denn nun kannst auch du mir verzeihen! Ich habe mein Geständnis noch nicht abgelegt. Auch ich habe etwas zu gestehen - erinnere dich, ich habe es dir gesagt.“ „Ah ja, natürlich! Na dann fang mal an, du schlimmes kleines Wesen.“ „Vielleicht ist es, wenn du auch lächelst, ebenso ernst wie das deine, oder noch ernster, “ „Ernster kann es kaum sein, Liebster.“ „Das kann es nicht – o nein, das kann es nicht!“ Sie sprang freudig auf angesichts dieser Hoffnung. „Nein, es kann gewiß nicht ernster sein“, rief sie, „ weil es genau das gleiche ist! Ich will es dir nun erzählen.“[…] (S.322,Z.25 – S.323,Z.3)

Die Drei-Uhr-Sonne warf ihren vollen Schein auf ihn, und die seltsame entnervende Überzeugung, daß ihr Verführer ihr gegenüberstand, die sich in Tess immer mehr gefestigt hatte, seit sie seine Worte deutlich hören konnte, erwies schließlich als sichere Tatsache. (S.435,Z.3 - 7)

Aber ich sehe nun, daß deine Lage hart ist – härter als sie früher war, als ich… du weißt… härter als du es verdienst. Vielleicht bin ich zu einem guten Teil schuld daran!“ Schuft, der ich war, dieses unschuldige Leben zu besudeln! Alle Schuld liegt bei mir – diese ganze lockere Geschichte unserer Zeit in Trantridge. (S.450,Z.26 – 29;S.451,Z.4 - 6)

„Getan?“ sagte er, und es lag ein mutloser Hohn in diesem Wort. „Nichts absichtlich. Aber du bist das unschuldige Werkzeug für mein Abtrünnigwerden, wie die Frommen das nennen. Ich frage mich selbst, bin ich tatsächlich einer jener > Knechte des Verderbens<, die > entflohen dem Unflat der Welt, in denselben verflochten und überwunden werden<, deren Ende ärger ist denn ihr Anfang?“ (S.462,Z.20 - 25)

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